Advanced Practice Nursing (APN)

13.12.2023
Die Zunahme des Anteils älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung, der Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten sowie die immer komplexere Patientenbetreuung fordern effiziente und kostengünstige Lösungen im Gesundheitswesen.
Die PonteNet AG prüft die Unterstützung von APN-Projekten in den Hausarzt-Praxen. Aktuell wird zur Entlastung von Hausärztinnen und Hausärzten schweizweit die Rolle der APN in der Grundversorger-Praxis definiert und evaluiert. Hierbei handelt es sich um innovative Versorgungsmodelle für die integrierte Versorgung. Der Auftrag an die APN ist unter anderem die Umsetzung der Pflegeinitiative.

Bisher arbeiten nur wenige APN in der Grundversorgung. Vor allem in Hausarztpraxen ist noch Aufklärungsarbeit gefragt, so dass APN ihr volles Potenzial als wertvolle Ergänzung ausschöpfen können. Das Bedürfnis steigt, die Rolle der APN in der Grundversorgerpraxis zu definieren und zu evaluieren. Gleichzeitig muss die gesetzliche Grundlage zur Leistungsabrechnung geschaffen werden. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Umsetzung der Pflegeinitiative.

Definition Advanced Practice Nurse (APN):
APN sind Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, die einen Masterstudiengang absolviert haben. Als APN sind diese dazu befähigt, in einem Spezialgebiet der Patientenversorgung oder der Gesundheitsprävention sowohl praktisch als auch wissenschaftlich tätig zu sein und Leitungsfunktionen einzunehmen. Sie haben sich Expertenwissen, Fähigkeiten zur Entscheidungsfindung bei komplexen Sachverhalten und klinische Kompetenzen für eine erweiterte pflegerische Praxis angeeignet.

Einsatzgebiet Grundversorger-Praxen:
Nach Einarbeitung können APN chronisch kranke Patienten unter Supervision selbstständig betreuen und auch Hausbesuche durchführen. Sie können, ohne dass ein Arzt die Anweisung dazu erteilt, Wunden kontrollieren, Fäden entfernen, Röntgenbilder beurteilen, Dosierungen von gewissen Medikamenten anpassen und weitere medizinische Schritte empfehlen. Sie besprechen Massnahmen zur Reduktion von Risikofaktoren, zum Umgang mit der Krankheit, zur Therapie und zur Umsetzung der ärztlichen Verordnungen. Zudem ermitteln APN den medizinischen und pflegerischen Hilfsbedarf.

Klare Rollenabgrenzung gegenüber der MPK/MPA:
Die APN ist nicht für MPK/MPA-Arbeiten einzusetzen, sondern analog einem Assistenzarzt für Pflegevisiten, Hausbesuche und die Behandlung von einfachen Notfällen in der Praxis, also alle Tätigkeiten analog des Arztes oder der Ärztin. Eine MPA kann dies nicht erfüllen, da sie nicht legitimiert ist, ausserhalb der Praxis zu arbeiten.

Entlohnung/Abrechnung:
APN verdienen nur ein Drittel davon, was eine Assistenzärztin oder ein Assistenzarzt für die gleiche Arbeit verdienen würden.
Krankenkassen vertreten bisher den Standpunkt, dass Advanced Practice Behandlungen nicht ersetzt, sondern ergänzende Behandlungen schafft und somit zu zusätzlichen Kosten führen könnte. In Wirklichkeit aber führen Advanced-Practice-Ansätze zu niedrigeren Kosten für das Gesundheitssystem pro Behandlung, wie internationale Studien in der Pflege belegen. Anders als befürchtet, könnte das Modell die Kosten also tatsächlich senken.

Gesetzliche Grundlagen:
Da Kompetenzen und Bedarf vorliegen, wenn Gesundheitsfachpersonen durch ihre erweiterten Kompetenzen die Ärzteschaft entlasten und somit Lücken im interprofessionellen Behandlungspfad schliessen, muss diese Lücke im Gesetz dringend geschlossen werden.
 
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